Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM)
Mehr als Nadeln!
Was unterscheidet die Traditionelle Chinesische Medizin von der Schulmedizin?
Stellen Sie sich vor, Sie stehen direkt vor einem sehr großen Baum:
Sie können von Ihrem Standpunkt aus jeden Riss, jedes Wurmloch, jede Verfärbung, jede noch so kleine Auffälligkeit der Rinde wahrnehmen.
Der Blick auf die Baumrinde steht für alle Symptome, die bei einer Untersuchung durch die Schulmedizin erfasst werden.
Die Stärke der Schulmedizin liegt bei organischen und akuten Erkrankungen, die entsprechend starke Maßnahmen erfordern:
Chirurgie, Intensivmedizin, Antibiotika, Labordiagnostik, bildgebende Verfahren;.
Die Schulmedizin ist in der Lage teilweise sehr schnelle Erfolge zu erzielen:
Isolation der Krankheit, Bekämpfung des Erregers beziehungsweise der Symptome.
Nun stellen Sie sich weiter weg von dem Baum, so dass Sie seine Krone und auch den Raum um den Baum herum und hinter ihm wahrnehmen:
das ist die Sichtweise der TCM.
Die TCM bezieht in ihre Therapie zwar auch die augenscheinlichen Symptome mit ein, legt aber auch großen Wert auf „Nebeneffekte“, die dem Tierbesitzer unter Umständen zwar auch auffallen, für ihn aber nicht unmittelbar mit der Krankheit in Verbindung stehen:
Typveränderungen, Körpergeruch, Konsistenz des Speichels, Veränderungen der Zunge…
Deswegen nutzt der Therapeut für die chinesische Diagnose seine 5 Sinne:
sehen, riechen, schmecken, hören, fühlen.
Er erfasst dadurch auch zum Beispiel den allgemeinen Ausdruck und die Präsenz, den Zustand von Haut, Haaren, Hufen/Krallen/Nägeln, den Klang der Stimme, des Hustens, empfindliche Stellen an der Körperoberfläche, die Umgebung und auch sonstige Einflussfaktoren wie Stress in der Herde.
Die TCM sieht eine Krankheit als einen momentanen (Zu)-Stand (-Punkt, um bei unserem Beispiel zubleiben), wobei nicht von Krankheit die Rede ist, sondern es wird von einem in Disharmonie stehenden Körper im Bezug zur Natur, dem Umfeld und zu sich selbst ausgegangen.
Demzufolge ist das Bestreben der TCM, den Körper und dessen Energiekreislauf wieder in Einklang bzw. in Harmonie zu bringen.
Ihre Stärken liegen in ihrem ganzheitlichen Ansatz, der Prävention und in der Behandlung chronischer Krankheiten sowie zur Vorbeugung und zur Behandlung funktioneller Störungen wie Allergien, Infektanfälligkeiten und so weiter.
Diese Rundherum-Betrachtungsweise der TCM erklärt sich auch anhand der 5 Säulen-Therapie, wie sie für den Humanbereich entwickelt worden ist:
- Akupunktur einschliesslich der Moxibustion.
- Phytotherapie mit chinesischen pflanzlichen, tierischen und mineralischen Arzneimitteln.
- Diätetik: Die Lehre von den Nahrungsmitteln, ihrer Aufnahme und ihrer speziellen Wirkung unter energetischen Gesichtspunkten.
- Tuina ist eine chinesische Massageform und ähnelt der Physiotherapie.
- Qi gong eine speziellen Bewegungs- und Ruheübungslehre.
Die Akupunktur und Phytotherapie sind der therapeutische Teil der TCM, die Ernährung und Qi gong der vorbeugende Bereich.
Die beiden Letzteren sind nur sehr begrenzt oder gar nicht vom Menschen auf unsere Haustiere übertragbar.
Die Therapie durch Akupunktur und chinesischer Kräuterheilkunde
von Pferden, Hunden und Katzen
Grundsätzlich ist (fast) jedes Lebewesen mit Akupunktur und Arzneikräutern behandelbar.
Akupunktur
Akupunktur ist schulmedizinisch anerkannt wirksam bei vielen Schmerz-Zuständen.
Zum Beispiel ausgelöst durch Arthrose, entzündungshemmend, wirkt regulierend.
Ich setze Akupunktur sehr häufig zur Unterstützung der Wirkung der osteopathischen und physiotherapeutischen Behandlung ein.
Bei der klassischen Akupunktur werden feine Nadeln an ausgewählten Punkten durch die Haut oder tiefer gelegene Schichten eingeführt und dort in einer der Indikation und dem Patienten angemessenen Weise stimuliert.
Dies regt die Ausschüttung verschiedener körpereigener Stoffe an, die in Folge Reaktionen des Körpers auf verschiedenen Ebenen und Stellen des Körpers auslösen.
Das vegetative Nervensystem, Botenstoffe, hormonelle Mechanismen und viele andere an der Regulation des Körpers beteiligte Stoffe helfen dem Körper, angeregt durch die Stimulation der Nadel, wieder in sein natürliches Gleichgewicht zurück zu finden.
Insofern schließt sich hier der Kreis zur Osteopathie und deswegen ergänzen sich beide Therapiemethoden sehr gut, da auch das Ziel der osteopathischen Therapie die Selbstheilung des Körpers ist.
Geschichte der Anwendung der Akupunktur beim Tier
Wie lange schon Akupunktur am Menschen genutzt wird, ist umstritten.
In einigen Quellen wird von der Nutzung von Steinnadeln oder Bambussplittern zu Heilungszwecken in prähistorischer Zeit berichtet, wahrscheinlich hervorgegangen aus dem Aderlass.
Gesicherte Nachweise findet man ab etwa 200 nach Christus in China.
Es gibt schriftliche Belege dafür, dass die Akupunktur auch parallel bei besonders wertvollen Haustieren, wie Pferden und Wasserbüffeln eingesetzt wurde.
Von China ausgehend wurde die Akupunktur ab etwa 500 nach Christus auch in Korea und Japan angewendet.
In Europa, beginnend mit Deutschland, Frankreich, Österreich wird die Veterinärakupunktur etwa ab den 50iger Jahren des letzten Jahrhunderts erforscht und eingesetzt.
1974 wurde die erste formal organisierte Gruppe von Tierärzten in den USA gegründet, die National Association of Veterinary Acupuncture (NAVA).
Die Wirkung der Akupunktur ist aufgrund teilweise spektakulärer Erfolge bei „austherapierten“ Patienten bei den Practitionern unumstritten, aber wie es bei vielen Methoden außerhalb des schulmedizinischen Establishments der Fall ist, wird die Akupunktur häufig in die Ecke der Esoterik und Placebo-Medizin geschoben.
Gerade in jüngster Zeit konnten jedoch einige Wirkungen der Akupunktur auch wissenschaftlich nachgewiesen werden.
Indikationen und Kontraindikationen der Akupunktur bei Pferd, Hund und Katze
Indikationen
- Funktionelle und vegetative Störungen,
- Gastritis,
- Diarrhö,
- Obstipation,
- funktionell bedingte Koliken,
- Stoffwechselstörungen,
- Scheinträchtigkeit,
- Head-Shaking-Syndrom,
- Urogynäkologische Erkrankungen,
- Leistungsabfall,
- Appetitlosigkeit,
- Funktionelle Störungen im Bereich des Bewegungsapparates,
- Schmerzsyndrome Extremitäten,
- Schmerzsyndrome Hüfte,
- Schmerzsyndrome Wirbelsäule.
- Sonstige
- Anregung des Immunsystems,
- Notfallsituationen,
- Hauterkrankungen,
- Schmerzlinderung und Schmerzausschaltung,
- Psychische Störungen und Verhaltensauffälligkeiten (Weben, Koppen, Ängstlichkeit, Schreckhaftigkeit, Aggressivität),
- Rekonvaleszenz nach Krankheiten, Verletzungen oder Operationen,
- Entstörung von Narben nach Verletzung oder Operation.
Kontraindikationen
- Trächtigkeit,
- Tumore,
- irreversible Veränderungen,
- Resistente Zustände und extreme Abwehrschwäche,
- Infektionskrankheiten,
- Extreme Mangelzustände,
- Sehr junge oder sehr alte Tiere.
Mein Leistungsangebot der Akupunktur nach TCM, nicht nur Nadeln
Die energetische Akupunktur mit sterilen Einmalnadeln.
Akupressur mit der Hand oder mit verschiedenen Hilfsmitteln.
Akupunktmassage nach Penzel.
Moxibustion:
auf wärmeleitende Nadeln werden kleine Zylinder mit Beifusskraut oder Beifusskohle aufgesetzt und angezündet.Wirkt sehr gut bei Muskelhartspann oder Kältesymptomen (laut TCM), da die Wärme tief ins Gewebe geht und entspannt).
Ich nutze raucharmes, hochqualitatives Moxa.
- Eine Sonderrolle spielt das „Dry-Needling“: hier werden Triggerpunkte genadelt, siehe hierzu Triggerpunktbehandlung nach Jack Meagher.
Ergänzend verschreibe auf Wunsch ich je nach Krankheitsbild und Patient Kräuterkompositionen der chinesischen Phytotherapie bei Behandlung des Patienten nach TCM.
Phytotherapie nach der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) für Pferde und Hunde
Während Akupunktur von außen wirkt, ergänzt die chinesische Kräutermedizin von innen.
Die Therapie mit Heilkräutern zeigt bei vielen Erkrankungen wie zum Beispiel Lungenerkrankungen, Entzündungen, Immunschwäche, Hormonstörungen, Verdauungsstörungen, Schmerzen und Stoffwechselstörungen und so weiter gute Erfolge und gehört in China noch vor der Akupunktur zu den wichtigsten Säulen der Chinesischen Medizin.
Durch zahlreiche pharmakologische und klinische Untersuchungen wurde nachgewiesen, dass viele der bislang nur durch Überlieferung und ärztliche Erfahrung bekannten Arzneipflanzen und die damit zusammengestellten Arznei-Kombinationen erstaunliche Wirkungen haben.
Es werden in der Regel, individuell auf den Patienten abgestimmt, verschiedene Kräuter miteinander zu einer Gesamtmischung kombiniert, dem Grundprinzip der chinesischen Phytotherapie folgend, dass die Gesamtrezeptur mehr ist, als die Summe ihrer Bestandteile.
Die von mir verschriebenen Pflanzen sind monographiert (Arzneibuch der Chinesischen Medizin, Deutscher Apotheker Verlag Stuttgart) und werden erst nach toxikologischer Kontrolle über Apotheken abgegeben.
Zudem ist auf diese Weise sichergestellt, dass geschützte Arten aus dem Tier- und Pflanzenreich nicht verwendet werden und die Präparate schadstoffrei sind.
Häufige Fragen
Können Akupunktur und Schulmedizin kombiniert werden?
Ja, sogar sehr gut, da beide Therapierichtungen unterschiedlich an gesundheitliche Probleme herangehen.
Die Schulmedizin fokussiert auf das erkrankte Organ, die TCM betrachtet die Gesamtheit von Körper und Geist.
Verwendet man beide Methoden parallel, so kommt es häufig zu einem deutlich kürzeren Heilungsverlauf und bei chronischen Fällen mit notwendiger medizinischer Begleitung ist es oft möglich, den Abstand zwischen den Behandlungen zu vergrößern.
Was ist die Voraussetzung für eine Akupunkturbehandlung?
Wie es bei jeder Behandlung der Fall sein sollte, eine gründliche Diagnose, auch unter Einbeziehung von schulmedizinischen Diagnosemethoden wie zum Beispiel Röntgen (Zusammenarbeit mit Ihrem Tierarzt).
Ist die Akupunktur schmerzhaft für mein Tier?
In der Regel spürt das Tier lediglich einen kurzen Stich, wenn die Akupunkturnadel durch die Haut gestochen wird.
Die Nadeln sind sehr dünn und scharf und mit einer Beschichtung überzogen, dadurch ist der Einstich fast schmerzfrei, insbesondere beim Einsatz sehr hochqualitativer Nadeln, wie ich sie verwende.
In einigen Fällen zeigt das Tier eine kurze Reaktion, wenn der Akupunkturpunkt getroffen wird.
Das Verweilen der Nadeln selber ist in der Regel nicht schmerzhaft.
Durch die Nadeln kommt es zu einer Entspannung der Tiere durch die Freisetzung von körpereigenen Opiaten, deshalb schlafen viele Tiere bei der Behandlung ein; ist aber individuell unterschiedlich.
Kann man Katzen mit Akupunktur behandeln?
Ja, meistens sehr gut.
Ich nehme für Katzen Mini-Nadeln, die nur etwa 1 cm lang sind.
Diese werden in der Regel sehr gut toleriert und wenn Herr oder Frau Katz erst mal merkt, dass es ihr gut tut, ist das Nadeln sowieso kein Problem mehr.