Osteopathie setzt sich zusammen aus dem griechischen „osteon“ = Knochen und „pathos“ = Leiden.
Osteopathie bedeutet also so viel wie das „Leiden der Knochen“ oder das „durch die Knochen bedingte Leiden“.
Osteopathie im ursprünglichen, von Dr. Still verwendeten Wortsinn bedeutet die „Behandlung von Krankheiten über die Knochen“.
Im Folgenden erfahren Sie mehr zum theoretischen Gedankengut der Osteopathie für Pferde, Hunde und Katzen, seit wann es sie gibt und Sie finden Begriffe wie osteopathische Läsion und Blockade erklärt.
Historisches
So alt wie die Menschheit ist der Versuch der Menschen, Beschwerden mit den Händen zu lindern.
4000 Jahre alte Beweise hierfür finden sich insbesondere im indischen und asiatischen Kulturraum.
Auch Hippokrates beschrieb die Behandlung geringfügiger Wirbelverschiebungen.
In Europa und auf dem amerikanischen Kontinent wurde die Heilung durch bestimmte Handgriffe durch sogenannte Knochenbrecher, Bonesetter, Renker ausgeübt, deren Kenntnisse in der Regel von Generation zu Generation weitergegeben worden sind.
Dr. Andrew Taylor Still (1828-1917) gilt als der Begründer der Osteopathie im modernen Sinne.
Als Sohn eines in den Indianerreservaten tätigen Methodistenpfarrers kam er in Kontakt mit indianischen Heilmethoden.
Still studierte Medizin, aber aufgrund persönlicher Tragödien wie der Tod seiner Frau und zweier seiner Kinder, verwurzelt in seinem christlichen Glauben, war Still misstrauisch gegen die damals praktizierte „Schulmedizin“.
Dies beeinflusste ihn nach der Suche nach effektiveren Heilungsmethoden.
Dr Still entdeckte während seiner Tätigkeit als Arzt Indizien dafür, dass viele Krankheiten ihre Ursache in Bewegungsverlusten an Gelenken, Muskeln, Faszien und inneren Organen haben.
Beispielsweise gelang es ihm, chronischen Durchfall bei mehreren seiner Patienten durch Behandlungen der Wirbelsäule zu beheben.
Hieraus und aus jahrzehntelangen Beobachtungen basierend auf ähnlichen Behandlungserfolgen, zog er den Schluss, dass Funktionsbeeinträchtigungen des Skelett- und Muskelsystems auch die viszeralen Organe in Ihrer Funktion beeinflussen können und umgekehrt.
Nachfolgend bezeichnete er die Beseitigung von Beschwerden durch Behandlung der Knochen, Gelenke und Gewebe Osteopathy = Osteopathie im Deutschen.
Nach und nach entwickelte er ein medizinphilosophisches Konzept der nachfolgend beschriebenen osteopathischen Prinzipien und gründete in 1892 in Kirksville, Missouri die erste Schule für Osteopathie.
Heute ist die Osteopathie in den USA im Humanbereich ein anerkannter ärztlicher Beruf, der der allgemeinmedizinischen Ausbildung gleichgestellt ist.
1917 wurde in Großbritannien, die erste Schule der Osteopathie auf europäischem Boden durch einen Schüler Stills gegründet.
1922 erfolgte ein weiterer wichtiger Schritt in der Osteopathie-
William Garner Sutherland (1873 – 1954) entdeckte Pulsationen am Schädel, die als dritter Rhythmus neben dem Herzschlag und der Atmung unabhängig von diesen existieren.
Da dieser Rhythmus auch VOR Atmung und Herzschlag beim Ungeborenen einsetzt, wird er als Primärer Respiratorischer Rhythmus (PRM) bezeichnet.
Verursacht wird der PRM durch die Bewegung der Schädelknochen:
ein An-und Abschwellen verursacht durch die Produktion, Resorption und Bewegung des Liquor cerebrospinalis.
Die Manipulation des Liquors, der Schädelknochen und des Sakrum, die zusammen eine funktionelle Einheit bilden, nennt sich die craniosakrale Therapie, entwickelt durch John Upledger in den 80iger Jahren des letzten Jahrhunderts. Das Bewegungsausmass beträgt übrigens nur 1/15000 Millimeter.
Der Pionier für die Anwendung der Pferdeosteopathie war um 1970 der französische Tierarzt Dominique Giniaux, der erstmalig osteopathische Techniken aus dem Humanbereich auf das Tier übertrug.
Dies wurde später durch den belgischen Human- Osteopathen und Reiter Pascal Evrard weiter vervollständigt und beschrieben.
Erst etwa ab 2005 wird die Hundeosteopathie in Deutschland praktiziert und gelehrt.
Die osteopathischen Prinzipien
Dr. Andrew Taylor Still stellte 4 Grundprinzipien auf, auf denen die Funktionsmechanismen der Osteopathie basieren:
1. Der Zusammenhang zwischen Struktur und Funktion
„Die Struktur bestimmt die Funktion und die Funktion formt die Struktur“.
Ein Hund oder ein Pferd haben die jeweils an ihre Funktionen / Lebensräume / ökologischen Nischen einmal Fluchttier, Pflanzenfresser, einmal Laufraubtier angepassten Strukturen.
Als Beispiele seien hier zum Beispiel der Huf des Pferdes oder das Gebiss des Hundes aufgeführt.
2. Die Arterielle Regel
Dr. Still erkannte bereits Ende des 19. Jahrhunderts, dass eine unzureichende Durchblutung des Organismus diesen anfällig für Krankheiten macht.
Doch erst mit unseren modernen Untersuchungsmethoden konnten die zugrunde liegenden Mechanismen nachgewiesen werden:
- Ohne eine ausreichende arterielle Durchblutung ist zum einen die Versorgung des Gewebes mit Glukose, Blut und Sauerstoff nicht gewährleistet,
- zum anderen funktioniert „die Müllabfuhr“, der Abtransport von Stoffwechselendprodukten aus den Geweben nicht oder nicht ausreichend.
Einige Zahlen aus der menschlichen Anatomie und -Physiologie zur Veranschaulichung:
„Die Gesamtlänge der Kapillaren im Körper, von denen viele nur unter dem Mikroskop sichtbar sind, beträgt 60.000 km.
Ihre Gesamtoberfläche beträgt 8000 m².
Allein in der Lunge erstrecken sich 300 Millionen Kapillaren.
Wenn man sie hintereinander reihen und auslegen würde, ergäbe dies eine Gesamtlänge von 2.400 km.
Die Gesamtlänge der Kapillaren im Gehirn beträgt 650 km.
Dies entspricht in etwa der Entfernung zwischen den Städten München und Hannover (Luftlinie).
Die Dichte des Kapillarnetzes ist abhängig vom Sauerstoffbedarf des Gewebes.
Stoffwechselaktive Gewebe, wie das Gehirn, das Herz oder die Skelettmuskulatur sind dicht von Kapillaren durchzogen.
Bradytrophe Gewebe, wie beispielsweise die Knorpel besitzen nur wenige oder keine Kapillaren.“
Durch eine Minderdurchblutung des Gewebes verursacht durch Blockaden, können die Zellen ihre Aufgaben in dem betroffenen Gebiet nur unzureichend erfüllen, ein gestörter Flüssigkeitsabtransport kann Ödeme nach sich ziehen.
Ebenso sind pH-Wertverschiebungen möglich, die in der Folge Entzündungen zur Folge haben können sowie chronisch-fibrotische Veränderungen.
Durch eine Unterversorgung des Blutflusses wird das Gewebe zudem angreifbar für pathogene Noxen (virale oder bakterielle Erreger), ebenso kann das geschwächte Gewebe mechanischen Belastungen weniger standhalten.
Die Regeneration beispielsweise nach Anstrengungen ist erschwert.
Auch die Immunabwehr ist auf eine funktionierende „Kanalisation“ angewiesen, da nur durch sie die Polizei des Körpers, die Leukozyten an ihren Einsatzort gelangen können.
3. Das Prinzip der Ganzheitlichkeit
Das Prinzip der Ganzheitlichkeit sagt im Wesentlichen aus, dass ein Körper mehr ist, als die Summe seiner Einzelteile.
In der praktischen Therapie der Patienten bedeutet dies, dass im Allgemeinen, insbesondere bei chronischen Zuständen, eine Störung in einem Teil des Körpers nicht auf dieses Organ oder dessen Funktion beschränkt bleibt, sondern „Kreise zieht“, also den gesamten Körper beeinträchtigen kann.
Als Beispiel sei hier ein Riss des vorderen Kreuzbands am rechten Knie aufgeführt:
durch Kompensationsvorgänge kommt es hier häufig zu einer Überlastung des linken Vorderbeins.
Diese unphysiologische Lastenumverteilung führt zu veränderten asymetrischen Spannungen zum Beispiel in der Kruppen-, Rücken- und Bein- und Bauchmuskulatur, gegebenenfalls ist die Halswirbelsäule ebenso betroffen wie das Kiefergelenk, auch das Fasziengefüge des Körpers wird mit beeinträchtigt.
Warum bleibt eine Läsion nicht auf die betroffene Struktur beschränkt?
Den Körper durchziehen drei Strukturen, die sich jeweils als Netzwerk durch den ganzen Körper ziehen und miteinander „kommunizieren“ (holistische = ganzheitliche Systeme):
- Das Gefäßsystem (siehe auch unter Arterielle Regel):
alle Körperteile und Strukturen sind von Blutgefässen (und Lymphgefässen) mehr oder weniger durchzogen. - Das Nervensystem (peripher und zentral):
die Nervenstränge ziehen durch den ganzen Körper / Gewebe, aber auch Blutgefässe und Faszien enthalten nervale „Andockstellen“. - Das Bindegewebs- und Fasziensystem
(Faszie: aus dem Lateinischen: „Band, Bündel, Verbund):Wikipedia (Link):
„Bindegewebe hat im Körper vielfältige Aufgaben, die über eine reine „Binde“-Funktion weit hinausgehen: So hält Bindegewebe Organformen aufrecht, ist Wasserspeicher und Schutzhülle und spielt als Ort von Abwehrreaktionen gegen Krankheitserreger eine wichtige Rolle.“Faszien sind die Weichteil-Komponenten des Bindegewebes, die den ganzen Körper als ein umhüllendes und verbindendes Spannungsnetzwerk durchdringen.
Näheres unter Faszien.
4. Die Aktivierung der Selbstheilungskräfte
Der Osteopath unterstützt den Körper sich selbst zu heilen, indem er Bewegungseinschränkungen und Gewebeverspannungen behandelt, also damit dem Körper den Impuls gibt, seine Selbstheilungskräfte zu aktivieren.
Wenn die Selbstheilungskräfte versagen, kommt es zu Krankheiten.
Was bedeuten diese 4 osteopathischen Prinzipien für den guten und gewissenhaften osteopathisch tätigen Therapeuten in Bezug auf sein Selbstverständnis und seine Grundeinstellung gegenüber seinen Patienten und seine Therapie?
- Der Osteopath begreift sich nicht als Heiler, sondern sieht sich als Mittler / Instrument den Körper seines Patienten bei seiner Selbstheilung zu unterstützen.
- Der Osteopath behandelt im Gegensatz zum Schulmediziner keine Krankheiten, sondern Bewegungseinschränkungen von Geweben und Organen.
Er aktiviert das Blutgefäßsystem, wodurch die Ver- und Entsorgung des Gewebes, dadurch dessen Ernährung, aber auch die Immunabwehr optimiert werden sowie das somatische System „entstresst“ wird.
Der Osteopath berücksichtigt bei der Untersuchung, Diagnose und Behandlung nicht nur die direkt betroffene Struktur, sondern behandelt ALLE möglicherweise zusätzlich betroffenen Gewebe und Strukturen.
Tiefergehenderes:
Untersuchungen haben nachgewiesen, dass der Körper bei Vorliegen von somatischen Dysfunktionen1) mit einer Erhöhung des Symphathikotonus reagiert.
Hier ist nicht die Rede von der nur kurzzeitig wirksamen sogenannten „Fight or Flight“-Reaktion mit Ausschüttung von Adrenalin, Noradrenalin und Enkephalinen (körpereigene Opiopeptiden).
Diese Stresshormone bewirken die wahrscheinlich Jedem bekannten Reaktionen wie Blutdruckanstieg, Beschleunigung der Herzfrequenz, Erweiterung der Pupillen, verstärktes Schwitzen / Anstieg er Körpertemperatur und eine Verminderung der Darmtätigkeit, als Folge Diarrhoe.
Dies ist eine völlig normale Reaktion, die das Überleben gewährleitet.
Gefährlich kann eine dauerhafte Erhöhung des Sympathikotonus für ein Individuum werden, wenn es nicht mehr aus diesem Dauerzustand herausfindet:
Hier kommt ein anderes Hormon des Körpers ins Spiel: das Cortisol:
Ein langfristig erhöhter Cortisolspiegel hat unter anderem die folgenden Auswirkungen im Körper:
- Cortisol führt zu einem dauerhaft höheren Blutzuckerspiegel und in der Folge davon, zu einer zunehmenden Insulinresistenz.
Grund:
Cortisol ist ein Gegenspieler des Insulin. - Ein dauerhaft zu hoher Blutzuckerspiegel erhöht das Diabetes-Risiko für den Hund oder die Katze oder das Risiko für das metabolische Syndrom beim Pferd.
- Das Immunsystem wird geschwächt, indem unter anderem die Aktivität von T-Helfer-Zellen gesenkt wird.
Damit steigt die Anfälligkeit für Infektionserkrankungen.
- Auswirkungen auf das Verhalten sind möglich:
Pferde können eventuell zu vermehrtem Scheuen neigen, Hunde zu Aggressivität oder Ängstlichkeit.
- Das Tier gerät aus der Balance.
HIER finden Sie weitere Informationen dazu, wie chronischer Stress ausgelöst durch Blockaden, den Körper negativ beeinflussen kann.
Worterklärungen:
1) Definition Somatische Dysfunktion aus „European Register for Osteopathic Physicans“
„Eine Somatische Dysfunktion ist eine beeinträchtigte oder veränderte Funktion der wechselseitig in Beziehung stehenden Komponenten des somatischen Systems²) im parietalen, visceralen und cranio-sacralen Bereich.
Eine somatische Dysfunktion zeigt sich in Funktionsstörungen des muskulo-skelettalen Systems und der verbundenen vaskulären, lymphatischen, visceralen und neuralen Elemente.
Diagnostische Kriterien einer SD sind vor allem Abnormalitäten der Gewebestruktur und -spannung, eine Asymmetrie sowie eine qualitative und quantitative Änderung des Bewegungsumfanges.“
2) Somatisches System (aus „G-Netz, das Gesundheitsnetzwerk Link“)
„Das somatische (willkürliche) System hat zwei Funktionen:
Einerseits nimmt es Sinnesreize auf und übermittelt sie zur Verarbeitung an das Zentralnervensystem.
Umgekehrt leitet es aber auch Signale des Zentralnervensystems zu den Skelettmuskeln weiter, die den Körper – entsprechend der jeweiligen Information – zu Bewegungen veranlassen.“
Diese Erkenntnisse der Osteopathie stammen zwar alle aus dem Humanbereich sind aber uneingeschränkt auf das Tier übertragbar, ob Pferd, Hund, Katze oder Kuh, Meerschweinchen oder Hamster.
Die osteopathischen Systeme in der Osteopathie für Tiere
Das Parietale / strukturelle System
(von pareis lateinisch Wand, Mauer)
In der Osteopathie, der Chiropraktik und der manuellen Therapie wird die gesamte äußere Hülle des Körpers, der Bewegungsapparat mit den Knochen, Gelenken, Muskeln, Bindegewebe, Sehnen, Bändern und Nerven als parietales System bezeichnet.
Fokus bei Untersuchung und Therapie sind Bewegungseinschränkungen / Dysfunktionen, die gelöst werden, um die physiologische Gelenkbeweglichkeit wieder herzustellen.
Daraus folgend die Beseitigung muskulärer und faszialer Spannungen (und umgekehrt) und die Verbesserung der Durchblutung und eine Schmerzreduzierung.
Das Viszerale System
Das Viszerale System umfasst die inneren Organe.
Auch hier ist Fokus der osteopathischen Behandlung die Wiederherstellung der Beweglichkeit (Motilität) und Eigenbewegung (Mobilität) der Organe:
Das Viszerale System und das Parietale System sind verbunden, da die nervale Versorgung der inneren Organe durch Nervenbahnen erfolgt, die sich aus dem Bereich der Wirbelsäule heraus verzweigen.
In der traditionellen chinesischen Medizin ist bestimmten Punkten des Blasenmeridians, der neben der Wirbelsäule liegt, ein sogenannter Shu-Punkt / ein Akupunkturpunkt zugeordnet, der auf Druck empfindlich bei Störungen des zugehörigen Organs reagieren kann.
Diese Zuordnung ist durch die sogenannte Segmentalreflektorik (mehr dazu) inzwischen wissenschaftlich erklärbar.
Das Kraniosakrale System
Das Kraniosakrale System umfasst die osteopathisch definierte funktionelle Einheit von Schädel (Cranium) und Kreuzbein (Os sacrum) und die Strukturen über die diese beiden Strukturen miteinander verbunden sind:
Hirn- und Rückenmarkshäute, insbesondere die harte / äußere Hirnhaut (Dura Mater).
Bei der Dura Mater handelt es sich um einen relativ derben Bindegewebssack, der sowohl die Schädelkalotte (Dura Mater encephali), als auch den Wirbelkanal (Dura Mater spinalis) auskleidet und wie ein Seilzugsystem die Bewegungen von der einen zur anderen Struktur überträgt.
Auch der Liquor cerebrospinalis (Gehirn-Rückenmarks-Flüssigkeit, Zerebrospinalflüssigkeit) gehört zum kraniosakralen System.
Der Liquor cerebrospinalis füllt die inneren und äußeren Hohlräume des zentralen Nervensystems aus, er umgibt das Gehirn und Rückenmark mit einem Flüssigkeitsraum als Puffer.
Kraniosakrale Läsionen können Fehlspannungen der Hirnhäute sein, die durch die Dura Mater auf das Sakrum übertragen werden und umgekehrt.
Entstehungsursache sind hier häufig Asymmetrien im Kopfbereich, die durch Traumata entstanden oder angeboren sind (Geburt, Embryonallage) oder Fehlstellungen des Sakrum.
Auch Dysfunktionen anderer Wirbelregionen können kraniosakrale Läsionen verursachen, da die Spinalnerven beim Austritt aus der Wirbelsäule eine kleine Aussackung der Dura Mater mitnehmen, dadurch kann eine Fehlspannung des kraniosakralen Systems entstehen.
Die Behandlung umfasst die Behebung der Spannungen in den Geweben, Korrektur der Schädelknochen und Normalisierung der Liquorzirkulation und erfolgt in der Regel in Kombination mit den parietalen und faszialen Techniken.
Das Fasziensystem
Alle Strukturen des Körpers (Muskeln, Sehnen, Bänder, Gefäße, Nerven, Organe, Knochen) sind von zähen bindegewebigen Häuten, den Faszien umhüllt.
Die Faszien unterteilen den Körper in Regionen und stehen untereinander in Verbindung.
Das Fasziensystem kann als Organ betrachtet werden und sorgt dafür, dass sich die Teile des Körpers zu einem Ganzen zusammenfügen und spielt unter anderem eine Rolle bei der Immunantwort des Körpers bei eindringenden Krankheitserregern.
Pathologisch kann der Zusammenhang des Fasziensystems zum Problem werden, da Spannungen innerhalb des Systems übertragen werden.
In der Praxis bedeutet dies auch, dass sich Läsionen auch an Stellen manifestieren können, die mit dem ursprünglichen Läsionsort scheinbar in keinem Zusammenhang stehen.
Zum Beispiel verursachen Probleme an den Hintergliedmassen oft auch Spannungen und Fehlstellungen im Kopf- und Halsbereich.
Muskeln und Faszien können nicht gänzlich getrennt behandelt werden, deswegen auch myofasziale Osteopathie.
Interessantes zu Faszien (Mensch, aber dasselbe gilt natürlich für Pferd, Hund und Katze):
HIER und noch was.
Blockade, vertebraler Subluxationskomplex, somatische Dysfunktion, osteopathische Läsion
Was hat mein Pferd, mein Hund, meine Katze denn nun???
Chiropraktik und Osteopathie verwenden unterschiedliche Begriffe und Modelle, um die Mechanismen und Vorgänge zu erklären, die zu einer Bewegungs-Einschränkung im Bereich der Gelenke führen.
Der Begriff „Blockade“ ist eher umgangssprachlicher Natur und umschreibt bildlich die Bewegungseinschränkung eines Gelenks.
Das Gelenk kann seinen vollen Bewegungsspielraum nicht mehr ausreizen, weil ihm die Blockade Grenzen setzt.
Vertebraler Subluxationskomplex
Dieses Phänomen wird in der Chiropraktik „Vertebraler Subluxationskomplex“ genannt.
Erläuterung des Begriffs:
„Vertebral“ hebt die besondere Bedeutung hervor, die die Wirbelsäule für die Chiropraktik in der praktischen Behandlung besitzt.
„Subluxation“ bedeutet Gelenkfehlstellung.
In Abgrenzung zum schulmedizinischen Sprachgebrauch handelt es sich hier aber nicht um einen röntgenologisch darstellbaren Teilkontaktverlust der Gelenkflächen, sondern um eine funktionelle Gelenkfehlstellung.
„Komplex“ signalisiert, dass nicht nur das Gelenk betroffen ist, sondern auch das umliegende Gewebe in Mitleidenschaft gezogen wird.
Die Mikrozirkulation ist beeinträchtigt, es liegen Veränderungen des Bindegewebes vor, ebenso ein muskulärer Hypertonus und nervale Dysfunktionen.
Bei Vorliegen eines Subluxationskomplexes kann der Spinalnerv im Bereich des Zwischenwirbellochs (Foramen intervertebrale) unter Druck geraten (Verengung, Verschiebung, Spannungserhöhung im [Zehntel]-Millimeterbereich) und dadurch beeinträchtigt oder übererregt werden.
Dies kann zu einem muskulären Hypertonus bzw. zu Koordinationsschwierigkeiten und in Folge davon zu Schmerzen, Fehl- und Schonhaltungen beziehungsweise erhöhten Verletzungsrisiken führen.
Somatische Dysfunktion
In der Osteopathie wird der Begriff „Somatische Dysfunktion*)“ verwendet, um die Zusammenhänge zwischen einem Gelenk „aus der Reihe“ und der nachfolgenden Beeinträchtigung seiner verbundenen Strukturen zu bezeichnen.
„*) Somatisch“ bedeutet: „dass, was sich auf den Körper bezieht, körperlich“.
(Wikipedia: Der Begriff leitet sich vom griech. σῶμα, soma (Plural: somata) zur Bezeichnung des Körpers oder des Leibes ab) – siehe auch „Das parietale System“.
„Dysfunktion“ ist hier eine beeinträchtigte oder veränderte Funktion der wechselseitig in Beziehung stehenden Komponenten des Körpers.
Eine somatische Dysfunktion zeigt sich in Funktionsstörungen eines artikulären (articulatio = Gelenk) Komplexes unabhängig von der Lokalisation im Körper.
Dieser Komplex umfasst alle knöchernen, gelenkigen, myofaszialen (Muskeln, Faszien) Anteile sowie deren vaskuläre (Blutkreislauf), lymphatische und neuronale Versorgung.
Osteopathische Läsion
In der Osteopathie wird auch der Begriff „osteopathische Läsion“ genutzt.
„Läsion“ bedeutet Verletzung, wobei aber in der Osteopathie nicht von einer Verletzung im schulmedizinischen Sinn gesprochen wird, sondern von einer lokalisierbaren Bewegungseinschränkung, die gegebenenfalls im Nachgang andere Strukturen mit beeinträchtigt.
Definition der „Osteopathischen Läsion“ durch Pascal Evrard, dem „Vater“ der Osteopathie für Pferde im deutschen Raum:
„Restriktion der Mobilität in Qualität und Quantität eines oder mehrerer Gelenke oder eines oder mehrerer Gewebe in einem oder mehreren der physiologischen Parameter der Bewegung.
Sie zeigt sich als Verringerung oder Verlust von Gewebemobilität im Bereich eines anatomischen Elements: Knochen, Sehnen, Muskeln, Faszien, Eingeweide usw. und äußert sich durch lokale oder distale Phänomene.“
Und das ist dabei zu beachten
Eine osteopathische Läsion darf auf keinen Fall mit einer Verrenkung oder Luxation, also einer vollständige oder unvollständigen Verschiebung eines Gelenks zum Beispiel eines Wirbels gleichgesetzt werden.
Dies sind massive orthopädische Verletzungen, die eine gravierende akute Symptomatik nach sich ziehen, wie zum Beispiel eine Querschnittslähmung oder die Dackellähme beim Hund.
Der Osteopath „renkt“ aus diesem Grunde auch nichts ein.
Osteopathische Läsionen schränken den Körper in seiner Beweglichkeit ein.
Diese Blockaden können in Folge eine ganze Reihe von Problemen im Körper hervorrufen.
Die osteopathische Behandlung „befreit“ den Körper von diesen Einschränkungen:
nicht mehr, aber auch nicht weniger.